Der letzte Blog

Der letzte Blog

Einer meiner letzten Sätze im Blog, Rico, ich und die GvHD laute: „an dieser Stelle fällt mir nur noch ein „Puh" ein! Wie war das doch gleich, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, oder genieße das Chili erst, wenn es deinen Körper wieder verlassen hat, vielleicht noch passender: Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.

Und so kam, was kommen musste: Rico hatte beschlossen meinen Darm zu attackieren. Gut es hätte schlimmer kommen können, aber schlimmer geht immer und bedarf bei GvHD keiner näheren Betrachtung. Nach 10 Wochen des Martyriums darf ich mich ohne Überheblichkeit Dr. Lacecis Maximus nennen.

Seit geraumer Zeit verweigere ich — nach Möglichkeit — die stationäre Unterbringung. Meine schlechten Blutwerte zwangen mich jedoch wieder, den 11.Stock des Hauses 23 A aufzusuchen. Die Aufzüge stammen noch aus den 70ziger Jahren und jedes Mal gibt die Fahrkabine Laute von sich, die eigentlich auch einen Techniker in Angst und Schrecken versetzen müssten. Als ich einen traf, schlug ich vor „Hintergrundmusik laufen zu lassen. Sein Blick wurde unsicher, als ich die „Girls von Ipanema" vorschlug und die Melodie summte. Ich könnte schwören, das ich in seinen Augen leichte Panik entdeckte, aber gut, denn er verließ den Aufzug sichtlich erleichtert.

Die erste Nacht, hatte ich noch ein Doppelzimmer in Einzelbelegung. Am nächten Morgen stand einer der Pfleger an meinem Bett und verkündetet mir, dass ich auf die Station B 11 umziehen sollte. Na gut, auch schön, ja bis ich mich in einem 4-Bett-Zimmer wieder fand. Oh bitte dachte ich, aber der Umzuge wurde mit einem Notfall begründet, außerdem sollte es nur für 3 Nächte sein. 3 Nächte mit 3 Wahnsinnigen, dass macht keinen Spaß.

Patient A         

Hatte das Bedürfnis sich ständig auszuziehen. Trotz seines hohen Alters, und wegen des schmächtigen Körperbaus sah sein Geschmeide aus, als wollte er fremde Dritte damit erschlagen. Als er das erste Mal an meinem Bett stand, erlitt ich fast einen Herzanfall.

Patient B         

Wurde von dem Drang getrieben, aufzustehen, dass Zimmer zu verlassen, nach 5 Minuten zur zu kehren, sich ans Fenster zu stellen, um sich dann auf sein Bett zu legen, wieder aufzustehen, hinaus zu gehen, um wie in einer Endlosschleife das Ritual erneut zu starten.

Patient C

Sprach nur sehr eingeschränkt. Und mit eingeschränkt meine ich auch eingeschränkt. Ich stellte die Frage nach seiner Erkrankung und erhielt folgende Antwort: Das wüsste er auch nicht. Ich wollte gerade meine Lungen mit Sauerstoff füllen, als ich beschloss keine weiteren Fragen zu stellen. War wahrscheinlich besser.


 

 

Auch trugen Ärzte und Pfleger nach meiner Entlassung zur „Unterhaltung" bei

Fall A               

Das bestehen auf der Einnahme von Medikamenten die bereits vor Stunden von der Oberärztin abgesetzt wurden. Dennoch wollte die Schwester die Einnahme erzwingen! 

Fall B               

Die Gabe von Abführmittel vor einer MRT Untersuchung, obwohl ich schon Durchfall hatte (Ist auch sehr geil)

Fall C               

Das Vertauschen von Blutwerten. Als ich die Werte erhielt, verkündete ich der Schwester das seien nicht meine Werte. Nach einigen Runden, NEIN -  DOCH - AH (zu beobachten bei Louis de Funes) war Sie bereit mir zuzuhören. Jetzt erklärte ich der jungen Dame, dass wenn meine Werte so schlecht wären, eine Unterbringung auf der Station A11 erforderlich wäre.

Weiter argumentierte ich, dass sich meine Leukozyten nicht innerhalb von 24 Stunden um 90% reduzieren können. Auch gab ich zu bedenken, dass die vorgelegten Blutwerte von 8.00 Uhr stammen, ich aber erst um 10.30 das Gebäude betreten hatte. Plötzlich stellten sich bei Ihr Zweifel ein. Warum bloß?  

1.       Gesundheitszustand aufzeigen (Skala 1— schlecht —10 = sehr gut)

2.       Panik-Faktor

3.       Song des Tages

4.       Und falls mich meine Muse küsst (oder das Internet), gibt es noch eine Weisheit des

       Tages obendrauf

1 = 7

2 = 0

3 =Starway to heaven

4 = Bitte nehmt zur Kenntnis, dass ich vor habe ein Buch zu diesem Thema zu Schreiben.

 Text habe zwar noch keinen, dafür aber einen Titel:

 

 

Ein Lächeln für deinen Krebs!

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Kommentare: 1
  • #1

    Tim Reimus (Donnerstag, 28 Februar 2019 20:02)

    Hi Jörg oder auf südafrikanischem Slang: Aweh! (auf namibisch eigentlich auch? �),
    Passend zum letzten Blog, nun auch mein letzter Kommentar hier:
    Zuerst einmal toll, dass Du das hier den letzten Blog nennen kannst und Du es über die einzelnen Hindernisse im letzten Jahr ja nun mit sehr höher Wahrscheinlich geschafft hast und es jeden Tag etwas voran geht. Kann mir richtig vorstellen, dass Du einfach kein Bock mehr auf Krankenhaus hast, die paar Minuten/Stunden, wo ich da war, haben mir persönlich schon einen „gewissen Eindruck“ vermittelt... Natürlich gibt es sicher auch mal wieder den ein oder anderen schlechten Tag, aber das wichtigste ist jetzt: ES IST ÜBERSTANDEN und hast mit viel Kraft und Willen das geschafft, was nicht jeder schafft: Den Blutkrebs sowie damit verbundene weitere Krankheiten besiegen! Mein Respekt dafür und auf, dass auch Deine Kraft und Kondition mehr und mehr wieder zurückkommt - und die Kugeln die Kegel wieder fast zum Spalten bringen �
    Alles Gute, God blesses you,
    Tim